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12 Januar

01.01.12  

Happy New Year, Moana-Tagebuch-leser und -leserinnen. Ein bisschen Feuerwerk über dem Niendorfer Dorfteich - während die Kirchenglocken läuten.





"DAS ROTE ZIMMER" erscheint auf einigen Top-Ten-Listen des Jahres. Zum Beispiel zweimal bei Filmstarts.de (LINK) und auch beim Filmdienst (LINK). Was werden diese Kritiker über "INS BLAUE" sagen?

02.01.12   Im Mischstudio von The Post Republic heute Nacht die 35mm-Nullkopie-Abnahmevorführung von "INS BLAUE". Der sechste Akt hat einen Negativfehler und muss neu ausbelichtet werden. Die Teampremiere mit der 35mm-Kopie am 21. Januar ist aber nicht in Gefahr. Auch das Problem mit der HDCAM-SR für die Degeto ist gelöst. Das versichert mir wenigstens der Techniker, der das Band hergestellt hat. Ich kann also wieder ruhiger schlafen.

In der analogen 35mm-Vorführung ist der Unterschied zwischen Nikes Film und meinem Film deutlicher sichtbar als in einer digitalen Projektion. Das Bild in Nikes Film ist wärmer und etwas weicher. Ob das der normale Kinozuschauer bemerkt, weiß ich nicht. Der subtile Witz, der in den Szenen von Nikes Film steckt, wird allerdings den meisten verborgen bleiben. Aber vielleicht auch nicht!
04.01.12  
Der Anfang meines Interviews während der Dreharbeiten zu "INS BLAUE" auf YouTube.
05.01.12   Meine Tochter Joya besucht mich und entdeckt an meiner Pinwand die Plakatentwürfe von Katrin Meyer zu "INS BLAUE". Sie zeigt mir, welches ihr am besten gefällt.

Gerade bekomme ich von Katrin Meyer einen neuen Plakatentwurf zu "INS BLAUE".

Noch eine Neuigkeit: "INS BLAUE" ist zur Viennale 2012 eingeladen. Der Viennale-Direktor Hans Hurch fand den Film "schön, berührend und witzig". Über die Qualität von "ROTE SONNE" war ich mir so unsicher, dass ich mit einer Filmkopie im Auto 1969 nach Rom gefahren bin, um den Film Jean-Marie Straub zu zeigen. Denn Straubs Urteil war für mich wichtiger als jede Filmkritik. Klaus Lemke, Max Zihlmann und ich nannten ihn in unserer Münchner Kurzfilmzeit immer "Gott". In den letzten Jahren hat Hans Hurch für mich diese Rolle eingenommen (er war immerhin bei zwei Straub-Filmen dessen Regieassistent). Jetzt kann ich noch beruhigter schlafen.
07.01.12   Auf der österreichischen Website filmering.at (LINK) schreibt ein Kritiker:
"Sonstige Entdeckungen – sowohl im Kino als auch zu Hause:
Die Filme von Rudolf Thome
ganz egal, welche ich da nenne. Mein erster war Rot und Blau (2003) und was soll ich sagen, von da an war es um mich geschehen. Mittlerweile alles Mögliche nachgeholt, von Detektive (1968) über Berlin Chamissoplatz (1980) bis zu Pink (2009) – nur den letzten, Das Rote Zimmer hab ich noch nicht gesehen. Ich hoffe, das ändert sich bald. Makellose Leuchtwerke: Rauchzeichen (2006), Just Married (1997), Das Mikroskop (1988), Frau fährt – Mann schläft (2004) und natürlich Pink – ein Film, in den ich mich sofort verliebt habe.
"
Florian Widegger
08.01.12  

Morgen, sagt Cynthia Beatt, ist die englische Untertitelung von "INS BLAUE" fertig. Dann kann ich den Film endlich auch in Cannes einreichen.

09.01.12   Ich besuche zum ersten Mal meine Tochter Joya in ihrer neuen Wohnung. Sie kriegt von mir mein iPhone 3GS zum Geburtstag. Ihr dritter Film "Geschwister" ist zum Landshuter Kurzfilmfestival im März eingeladen.
10.01.12   Heute gefällt mir die Welt ganz und gar nicht.
11.01.12   Heute genau so wenig. Zuerst als Zeuge bei einer Gerichtsverhandlung gegen die Aussage von zwei Polizisten verloren. Dann von der Deutschen Filmakademie (LINK) erfahren, dass "DAS ROTE ZIMMER" nicht in die engere Auswahl gekommen ist. Die ganze Einreichungsmühe war umsonst.
Es gibt so Tage, da passiert viel Schlechtes auf einmal. Auf dem Wegim Dunkeln über die Stadtautobahn zum Arzt - denn ich habe seit vier Tagen Halzschmerzen - ist das gesamte Armaturenbret tplötzlich ohne Licht. Alles, was da zu sehen ist (Tankanzeige, Tacho usw.), ist dunkel. Ich streichle mein Auto und klopfe auf das Armaturenbrett - so wie Esther Zimmering in "INS BLAUE". Es hilft nicht. Beim Arzt: er untersucht meinen Hals und sagt, das ist entweder ein Pilz oder eine beginnende Angina. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn er gesagt hätte, da ist ein Tumor, Sie haben nur noch ein paar Wochen zu leben. Aber Gott sei Dank hat er das nicht gesagt. Nur mein Auto muss nächste Woche in die Werkstatt.
12.01.12  
Ein abgeänderter Entwurf für das Plakat. Die Farben werden, wenn er fertig ist, so sein wie in dem Entwurf, den ich am 5. 1. in mein Blog gestellt habe. Also nicht so düster.
Ich bin auf meinen Bauernhof gefahren, denn da wird morgen die randvolle Jauchegrube geleert. Mein Kopf fühlt sich total matschigund fiebrig an. Wahrscheinlich ist das, was ich habe, doch eine Angina. Eine Woche vor der Teampremiere bin ich so empfindlich wie ein Aids-Patient. Jede Bakterie, die in der Luft herumschwirrt, kann mich fertig machen.
Ich gebe zu, nach siebenundzwanzig Spielfilmen und nach fünfundvierzig Jahren Filmemachen habe ich Angst davor, dass Leute sagen: Du bist ein toller Regisseur, aber dieser Film ist Scheiße. Ich weiß zwar, dass niemand das sagen wird. Denn als Filmkritiker war für mich immer ein Credo, ein guter Regisseur kann niemals einen schlechten Film machen, denn auch das Misslingen bei denen ist spannend und manchmal sogar toll. Ob das heutige Filmkritiker auch so sehen, weiß ich nicht.

Mein Blick aus dem Fenster auf den Dorfteich. Da kommen immer wieder neue Wolkenformationen, die ziemlich genau meinen seelischen Zustand wiedergeben. Die Wolken sind die Reaktionen der Leute, die "INS BLAUE" schon gesehen haben.
Wim Wenders hat in Hof, 1980 nach der Vorführung von "BERLIN CHAMISSOPLATZ", zu mir gesagt: Rudolf, Du darfst Dich nicht so entblößen. Jetzt mit meiner Website und dem Moana-Tagebuch gehe ich noch viel weiter. Ich zeige Alles. Ein Grund ist sicherlich auch, um junge Leute davon abzuhalten, Filmregisseure zu werden. Vor allem meine Tochter. Aber ich weiß schon jetzt, dass das bei ihr nicht funktioniert. Vielleicht sollte ich aufhören mit dem Filmemachen, und sie weitermachen lassen. Den dazu passenden Film habe ich jetzt mit "INS BLAUE" gemacht. Dann allerdings wird das Moana-Tagebuch in diesem Jahr enden. Bis zum Kinostart geht es auf jeden Fall zunächst weiter. Und der wird nicht vor August|September sein.
13.01.12  

Ein Engel ist mir gestern Abend erschienen und hat gesagt, alles wird gut. Naja, es war nicht ein Engel, der vom Himmel herunter auf die Erde gekommen ist, sondern ein Filmkritiker, der "INS BLAUE" schon gesehen und mir dazu eine email geschrieben hat. Mehr sage ich nicht. Ich schreibe eben doch nicht alles ins Moana-Tagebuch.

14.01.12   Am 9. Februar um 0.20 Uhr zeigt die ARD meinen Film "DAS ROTE ZIMMER" (LINK). Da ist die Eröffnung der Berlinale. Wer hat sich diesen Termin wohl ausgedacht. Und warum? Ob die wollten, dass der "neugierige" Berlinalechef Dieter Kosslick den Film nicht sehen kann?
16.01.12   Noch 5 Tage bis zur Teampremiere von "INS BLAUE". Trotzdem werde ich langsam wieder gesünder.
17.01.12  

Bald erscheint auch "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN" bei Zweitausendeins auf DVD. Das Wort "Tarzan" musste weggelassen werden auf Grund einer 1998 getroffenen Vereinbarung von Tarzan Inc., New York und Moana-Film.
18.01.12   Die englischen Untertitel für "INS BLAUE" sind fertig und schon in Holland. Jetzt fehlt nur noch die 35mm-Filmkopie. Die sehe ich am Samstag, bevor ich sie abschicke. Nur noch 3 Tage!
19.01.12  


Meine Grafikerin schickt mir einen weiteren Plakatentwurf. Nur noch 2 Tage bis zur Teampremiere von "INS BLAUE".

20.01.12   Morgen ist es endlich soweit. Nach der Teampremiere im Delphi weiß ich hoffentlich mehr, was ich mit "INS BLAUE" gemacht habe. Vorsichtshalber habe ich diesmal nur 30 Flaschen Prosecco gekauft, denn aus Erfahrung weiß ich, wenn der Film nicht gefällt, hauen hinterher alle so schnell wie möglich ab. Außerdem muss ich sparen, wo es nur geht.
Am 15. Februar läuft auf 3SAT "VENUS TALKING" (Venus im Netz) um 2.45 Uhr.
21.01.12   Es ist alles gut gegangen bei der Teampremiere von "INS BLAUE".. Die Reaktionen waren viel, viel besser als ich das erwartet habe. Heute Nacht, wenn ich endlich wieder gut schlafen kann, sortiere ich die Dinge, die man mir nach der Vorführung gesagt hat.
22.01.12   Bei "BERLIN CHAMISSOPLATZ" hat zum erstenmal ein Kritiker ("Zeit") jenes Wort gebraucht, bei "TAROT" waren es mehrere in Deutschland und in Frankreich ("Süddeutsche Zeitung", "Frankfurter Rundschau", "Libération", "L'Express"), bei "DER PHILOSOPH" nur einer ("Libération"). Danach nie wieder. Jetzt, gestern nach der Vorführung von "INS BLAUE" hat Karlheinz Oplustil es zum erstenmal über einen Film von mir gesagt: das ist ein Meisterwerk.

Karlheinz Oplustil

Nicoletta Drossa - ohne sie hätte ich "INS BLAUE" nicht machen können. In jeder Hinsicht.

Serpil Turhan

Meine Tochter Joya

Janina Rudenska und Elisabeth Leistikow

Christian Althoff und Henning Vogt

Karlheinz Oplustil und Elisabeth Leistikow
23.01.12   Ganz allmählich legt sich meine Aufregung. Auf einem Werbe-Kugelschreiber entdecke ich, ziemlich überrascht, dass Moana-Film GmbH in diesem Jahr 35 Jahre alt geworden ist.
24.01.12  


    Mein Haus in Berlin. Vorgestern standen da noch 3 Pappeln. Heute ist alles verschwunden.

Und auf dem Bauernhof blüht das erste Schneeglöckchen.
25.01.12   Meine Freundin schickt mir ihre neuesten Bilder aus Kairo vom Tahrirplatz.

"Das Urteil des Volkes".



Alle Grafitti werden für den Jahrestag der Revolution übermalt. So sahen die Hauswände vor einem Monat aus…


Ich bin in zwei Teile gespalten. Mit einem Teil bin ich schon in Kairo - wo ich im März sein werde. Mit dem anderen Teil auf dem Bauernhof. Da fahre ich zum ersten Mal in diesem Jahr wieder Fahrrad und melde danach "INS BLAUE" für das Filmfestival in Cannes an. Wenn meine Träume in Erfüllung gehen, läuft der neue Film von Hong Sang-soo da - zusammen mit "INS BLAUE" und wir werden uns dann kennenlernen.
26.01.12   Vadim Glowna ist tot.
27.01.12   Ich stehe noch immer unter Schock. Ich weiß nicht, ob ich den Plakatentwurf von "INS BLAUE" ändern sollte. Wenn das Leben so übermächtig in die Geschichte, die ein Film erzählt, hineinspielt, dass der Film selbst sich dadurch im Nachhinein verändert, müsste ich darauf eingehen.
Als Vadim Glowna mein Drehbuch im September gelesen hatte, sagte er seiner Agentur: Sofort zusagen! Hat er da schon gewusst, dass "Abraham" die Rolle seines Lebens werden würde? Warum um alles in der Welt, habe ich Nikes Vater beim Drehbuchschreiben diesen biblischen Namen gegeben!
Als "INS BLAUE" fertig war, kurz vor Weihnachten, habe ich mit ihm telefoniert und ihm gesagt, dass er unglaublich gut ist in diesem Film. Er freute sich darüber, dass ich meine Stimme wieder hatte und sagte, dass er wahnsinnig gespannt sei auf diesen Film.
Er ist bestimmt nicht in die Hölle, sondern in den Himmel gekommen, trotz all seiner Sünden (die ich aus seiner Autobiografie kennenlernen durfte). Während der gesamten Drehzeit in Italien war er nicht wie ein normaler Schauspieler, sondern eher wie ein Heiliger: sanft, geduldig, über den Dingen schwebend.

Während ich das Vorhergehende schreibe und über das, was ich schreibe, nachdenke, werfe ich einen Blick auf das Fenster und sehe den Himmel blutigrot…
28.01.12  

Ich habe mich entschieden. Das ist jetzt das Plakat Für "INS BLAUE". So wird es in den nächsten Tagen gedruckt.


    Meine Freundin schickt mir täglich neue Bilder aus Kairo.

Die frisch gestrichene Mauer am Tahrirplatz ist schon wieder neu bemalt.





Jetzt habe ich "INS BLAUE" für Cannes angemeldet. Dort erhielt Vadim Glowna 1981 für seinen ersten Spielfilm als Regisseur "Desperado City" die "Camera d'Or". Martin Schäfer hat bei diesem Film die Kamera gemacht, und durch ihn habe ich 1985 Vadim Glowna und seine damalige Frau Vera Tchechowa kennengelernt. Vera Tchechowa hat dann in "TAROT" die Hauptrolle gespielt und Vadim Glowna eine winzige Nebenrolle als wilder BMW-Fahrer.
"TAROT" lief dann 1986 im Wettbewerb der Moskauer Filmfestspiele. Als meine Frau und ich im Hotel Rossija in Moskau ankamen, war dort kein Zimmer mehr frei. Vadim Glowna, der auch in Moskau war, kannte sich in Moskau aus. Er gab der Dame am Empfang eine Stange Zigaretten. Danach war ein Zimmer frei.
29.01.12   Vor zwei Wochen ist bei Zweitausendeins die DVD zu "DAS GEHEIMNIS" erschienen. Ein Film, in dem Marquard Bohm mit einem riesigen Holzkreuz kommt und sagt, er sei Jesus Christus. Marquard Bohm ist vor sechs Jahren gestorben.

Die "Zeit" opfert eine ganze Feuilletonseite für ein Interview mit Dieter Kosslick, dem Chef des "größten Publikumsfestivals der Welt". Katja Nicodemus fragt ihn "was ist Ihnen durch den Kopf geschossen, als Sie die Verlängerung Ihres Vertrags bis 2016 unterschrieben haben?" Er sagt: "Nix".

Zweimal stellt Katja Nicodemus die Frage, was er in "seiner letzten Amtszeit" anders machen wolle. Beim ersten Mal antwortet Dieter Kosslick: "Woher wissen Sie, ob es meine letzte Amtszeit ist?"
Daraufhin ziehe ich mich warm an, steige auf mein Fahrrad und fahre bei minus 6 Grad 10 Kilometer.

So kalt war es beim Fahrradfahren. Aber das Nachdenken über Dieter Kosslick und seine Berlinale haben mich gewärmt.
30.01.12   Ein Blogleser weist mich daraufhin, dass Martin Schäfer nicht der Kameramann von Vadim Glownas erstem Spielfilm "Desperado City" war. Das war Thomas Mauch. Martin Schäfer war dann Kameramann bei "Dies rigorose Leben" und "Tschechow in meinem Leben".
31.01.12  
Bei Minus zehn Grad und eisigem Wind fahre ich zum Frühstücksbrötchenkaufen in den Supermarkt und sehe die schönsten Sonnenaufgänge. Heute hatte ich meine Kamera dabei.

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